Das erwartet den FCB gegen Krasnodar

Guter Saisonstart

Der FK Krasnodar ist ansprechend in die neue Spielzeit gestartet. In der Qualifikation zur Champions League setzte sich die Equipe von Trainer Murad Musaev (35) gegen den FC Porto durch, ehe sie sich mit dem Gesamtskore von 1:6 Olympiakos Piräus geschlagen geben musste. Krasnodar führt nach neun Spieltagen die russische Meisterschaft punktgleich mit Zenit St. Petersburg an.

 

Acht Neuzugänge

Die sportliche Leitung der Russen verpflichtete in der abgelaufenen Transferperiode acht neue Spieler. Eingeschlagen haben dabei Ruslan Kambolov (von Rubin Kasan gekommen), Tonny Vilhena (von Feyenoord Rotterdam gekommen), Younes Namli (von PEC Zwolle gekommen) und Daniil Utkin (aus der zweiten Mannschaft hochgezogen). Der Franzose Rémy Cabella, welcher zuvor bei Saint-Étienne unter Vertrag stand, verletzte sich im Rückspiel gegen Olympiakos Piräus schwer und fällt mehrere Monate aus.

 

4-3-3 als Grundformation

Murad Musaev lässt sein Team in einem 4-3-3-System spielen, mit einem zurückgezogenen Sechser und zwei Achtern. Gemessen an den Einsatzzeiten in den ersten 13 Spielen der aktuellen Saison sieht die Stammelf von Krasnodar wie folgt aus:

Am Donnerstag werden diese elf Akteure nicht zwingend spielen, so sind andere Spieler ebenfalls nah an der Startelf. Dazu zählen Younes Namli (Flügel), Jon Gudni Fjóluson (Innenverteidiger), Ivan Ignatjev (Stürmer) und ein paar weitere. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Krasnodar in oben aufgeführter Grundformation auftreten, wobei sie das 4-3-3 im Spiel zu einem 3-2-5 umfunktionieren können. Dieser taktische Aspekt und weitere Auffälligkeiten im Spiel des FK Krasnodar werden nachfolgend anhand der Partie FC Ural gegen FK Krasnodar analysiert.

 

FC Ural vs. FK Krasnodar 2-4 (1-2), 01.09.2019

Krasnodar hatte mit nachfolgender Startelf das Spiel grösstenteils im Griff. Man ging in der 19. Minute 1:0 in Führung. Eine Kombination durch die Mitte, obwohl Ural ein Übergewicht an Spielern hatte, führte zum Erfolg. Entgegen dem Spielverlauf kam der FC Ural nur zwei Minuten später durch ein Kopfballtor zum Ausgleich. In der 37. Minute konnte Ari nach erfolgreichem Gegenpressing das 2:1 erzielen. In der zweiten Halbzeit kam der FC Ural etwas besser auf und erzielte per Schlenzer ins Lattenkreuz den erneuten Ausgleich. Danach hatte der FC Ural seine beste Phase und erarbeitete sich mehrere Torchancen. Doch in der 80. Minute konnte Krasnodar dank hohem Angriffspressing den Ball nach einem gegnerischen Abstoss erobern und das 3:2 erzielen. 180 Sekunden später gelang ihnen mit dem 4:2 die Entscheidung.

Krasnodars Spiel mit dem Ball

Interessant zu beobachten war, dass Krasnodar in Ballbesitz auf ein 3-2-5-System umstellte. Die beiden Innenverteidiger Fjóluson und Spajic rückten etwas auf die Seite und Kambolov liess sich zwischen sie fallen. Die beiden Aussenverteidiger Ramirez und Petrov orientierten sich weit nach vorne. Das sah dann so aus:

Die drei Angreifer Skopintsev, Wanderson und Ari liessen sich dabei oft zurückfallen und versuchten, den Ball per Querpass weiter zu den hochstehenden Aussenverteidigern zu spielen. Insbesondere der erfahrene Ari liess sich oftmals geschickt ein paar Meter ins Mittelfeld zurückfallen, um das Spiel mitzugestalten. Der Brasilianer ist ein sehr spielstarker Mittelstürmer. Exemplarisch dafür steht der 2:1-Führungstreffer, welchen er selbst per Doppelpass einleitete und dann das Tor erzielte.

Aris Tor zum 2:1 --> https://www.youtube.com/watch?v=2jBI1WtgJ4E#t=39m31s

 

Auffällig war ausserdem, dass Krasnodar bei eigenem Abstoss den Ball flach hinten raus spielen wollte. Der FC Ural erkannte dies jedoch und stellte die Anspielstationen für den Torhüter zu. Das war ein geeignetes Mittel, um Krasnodars geordneten Spielaufbau zu stören.

Krasnodars defensives Umschaltspiel

Verlor Krasnodar den Ball, haben sie umgehend das Gegenpressing gestartet, um den Ball zurück zu erobern. Gut geklappt hat dies vor allem beim genannten Tor zur 2:1-Führung.

Gegenpressing vor dem 2:1 --> https://www.youtube.com/watch?v=2jBI1WtgJ4E#t=39m31s

 

Krasnodars Spiel gegen den Ball

Wenn der Gegner in einer längeren Ballbesitzphase war, verteidigte Krasnodar in einem 4-4-2 bzw. 4-2-3-1, wobei der Übergang zwischen diesen beiden Formationen fliessend war. Olsson löste sich jeweils aus dem 3er-Mittefeld und griff höher an, zusammen mit Ari. Dabei betrieben sie ein Angriffspressing. Das heisst, sie setzten den Gegner bereits (weit) in dessen Hälfte unter Druck.

Dieses Angriffspressing führte beim 3:2-Führungstor zum Erfolg, als der angespielte Innenverteidiger des FC Ural unter Druck gesetzt wurde und er den Ball verlor.

Angriffspressing vor dem 3:2 --> https://www.youtube.com/watch?v=2jBI1WtgJ4E#t=1h41m20s

 

Krasnodars Schwächen und Basels Chancen

Wie vorhin dargestellt, setzt Krasnodar im Spiel mit dem Ball (Spielaufbau, Übergangsspiel und Herausspielen von Torchancen) auf ein 3-2-5-System. Das birgt die Gefahr, bei Ballverlust im Spielaufbau ausgekontert zu werden. Erobert der FC Basel den Ball während Krasnodars Aufbauspiel oder begeht Krasnodar selbst ein Abspielfehler, muss der FC Basel also schnell auf Offensive umschalten. Denn in diesem Fall wären Räume vorhanden. Ausserdem haben Basels Offensivspieler dann einen Tempovorteil gegenüber den beiden Innenverteidiger Krasnodars und gegen den tief stehenden Kambolov, da die beiden Aussenverteidiger weit aufgerückt wären.

 

Beispiel: Fjóluson rutscht beim Spielaufbau aus (siehe unten).

Der Ball landet (fiktiv) bei Stocker, welcher auf Cabral weiterleiten könnte (blauer Pfeil). Darauf könnten Zuffi und Bua, sowie Cabral mit dem Ball auf die Dreierkette von Krasnodar zusprinten. Dabei entstände eine 3-gegen-3-Situation, wobei die Basler Angreifer auf die Verteidiger zulaufen können, was ein Vorteil bezüglich Tempo darstellt (siehe unten).

Im analysierten Spiel war zudem auffällig, dass nahezu alle Chancen des FC Ural über die Seiten per Flanken zustande kamen. Der FC Ural konnte sich in der Mitte oft durchsetzen und die Flanke gefährlich verwerten. Das lässt den Schluss zu, dass Krasnodar über das Flankenspiel verwundbar ist, was wiederum den Einsatz eines grossen Mittelstürmers auf Seiten von Basel verlangt. Cabral ist momentan der einzig fitte, grossgewachsene Mittelstürmer im Kader.

 

Generell verteidigte der FC Ural im kompakten 4-4-2-System oder gar mit einer Fünferabwehrkette, wenn die Flügel des FC Ural die Aussenverteidiger von Krasnodar verfolgten. Die Flügelspieler des FC Basel, namentlich Stocker, Bua oder Okafor, können mit viel Defensivarbeit rechnen. Doch das kompakte Verteidigen könnte dem FC Basel gelingen, da er wie der FC Ural in einem 4-2-3-1 spielt. Zwar hatten die Uraler nicht viel vom Spiel, doch sie liessen auch nicht übermässig viele gefährliche Chancen zu. Der FC Basel könnte aus einer gesicherten, kompakten Defensive per Konter bzw. schnellem offensiven Umschaltspiel Krasnodar in Bedrängnis bringen. Wobei der FC Basel zuhause mit eigenen längeren Ballbesitzphasen das Spiel punktuell auch selber gestalten wird.  Nach dieser Spielanalyse würde ich folgende Spieler aufs Feld schicken:

Petretta bekommt den Vorzug vor Riveros, weil er defensiv stärker ist. Was gegen den schnellen, trickreichen Wanderson wichtig sein wird. Xhaka soll insbesondere Ari stören, wenn sich dieser ins Mittelfeld zurückfallen lässt, um Torchancen zu kreieren. Stocker in Topform nicht starten zu lassen, ist eine riskante Entscheidung. Doch meiner Meinung nach hat der FC Basel gegen Krasnodar vor allem im offensiven Umschaltspiel eine Chance. Dafür braucht es schnelle Leute in der Offensive. Klar ist, Krasnodar wird eine Herausforderung für den FCB.

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Kommentare: 2
  • #1

    Moritz (Dienstag, 17 September 2019 15:49)

    Super Beitrag, richtig tolle Analyse von Krasnodar!

  • #2

    Ivan (Mittwoch, 18 September 2019 10:23)

    Starker Beitrag! Eine super Bereicherung im Netz bezüglich FC Basel!