FC Luzern: Defensiv stark, offensiv schwach

2019 hat sich für Thomas Häberli als ein turbulentes Jahr herausgestellt. Sein Vertrag mit dem FC Basel wurde im Januar aufgelöst, doch lange blieb der Ex-Stürmer nicht ohne Job. Ende Februar gab der FC Luzern die Verpflichtung von Häberli als Trainer bekannt. Die darauf folgende Rückrunde schloss der FC Luzern auf Platz fünf ab und erreichte das Halbfinale im Schweizer Cup. Doch nun gestaltet sich Häberlis erste Spielzeit, die er von Beginn an leitet, eher schwierig. Vier Punkten aus den ersten zwei Partien folgten drei Niederlagen, ehe die Innerschweizer drei Spiele ohne Niederlage absolvierten. Aktuell stellt der FC Luzern mit acht Gegentoren hinter YB die beste Defensive, gleichauf mit dem FC Basel. Jedoch weist die Offensive Ladehemmungen auf. Wie der FC Thun und FC Zürich, schoss der FC Luzern nur sieben Tore, am wenigsten in der Liga. Das Potenzial zum Torjäger hätten Spieler wie Eleke, Schürpf oder die Neuzugänge Ndiaye und Margiotta durchaus.

 

4-2-3-1 als Grundformation

Die Spielanlage von Häberli war bis jetzt immer die gleiche, abgesehen vom Heimspiel gegen YB (2:2). In dieser Partie liess Häberli ein 4-4-2 mit einem RV auf der RM-Position spielen. Kakabadze sollte mit Schwegler die rechte Seite gegen Ngamaleu und Garcia dicht machen. Die Taktik ging auf, der FC Luzern konnte mit YB gut mithalten. Gegen den FC Basel wird diese Formation eher nicht zum Einsatz kommen, da mit Schwegler und Grether zwei von drei RV verletzt sind. Normalerweise lässt Häberli sowieso im 4-2-3-1 agieren.

In der Innenverteidigung ist Knezevic eine Alternative. Auf einer der Positionen im Angriff spielt - sofern fit - normalerweise Eleke. Doch zurzeit ist der Nigerianer angeschlagen, deswegen könnte Demhasaj zum Zug kommen. Zudem wartet ein Neuzugang auf mehr Spielzeit. Die Rede ist von Angreifer Matos, welcher immerhin 87 Serie A-Partien vorweisen kann. In seinem bislang einzigen Einsatz gegen den FC Lugano - das Spiel wird anschliessend analysiert - überzeugte der Brasilianer aber noch nicht.

 

FC Lugano vs. FC Luzern 1:1 (1:1)

Über die 90 Minuten gesehen war der FC Luzern die aktivere Mannschaft. Man hatte mit 55% deutlich mehr Ballbesitz. Die Tessiner standen tief – zum Teil zu elft in der eigenen Hälfte – und versuchten, per Konter zum Erfolg zu kommen. Viele Torchancen erarbeitete sich das Team von Häberli aber nicht, insofern geht das Unentschieden in Ordnung. Der FC Luzern startete folgendermassen in die Partie: Müller; Kakabadze, Knezevic, Lucas, Sidler; Voca, Schulz; Demhasaj, Ndiaye, Schürpf; Margiotta.

 

Spiel mit dem Ball des FC Luzern

Konnte der FC Luzern den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren, liess sich Voca mehrmals auf die Höhe der Innenverteidiger zurückfallen. Dabei entstand eine 3er-Kette im Spielaufbau, wobei Voca alle Positionen dieser 3er-Kette besetzen konnte. Manchmal positionierte er sich zwischen die beiden IV und zum Teil als rechter oder linker IV. Die beiden AV Sidler und Kakabadze orientierten sich dann weit in die Hälfte des FC Lugano, etwa zwischen die Mittellinie und die gegnerische Strafraumgrenze. Im Zentrum, auf Höhe der Aussenverteidiger, hat sich oft lediglich Schulz aufgehalten. Die vier Angreifer hielten sich in der Nähe der Abwehrspieler der Luganesi auf.

 

Voca als zentraler IV beim Spielaufbau:

Voca als rechter IV beim Spielfaufbau:

Voca als linker IV beim Spielaufbau:

Der FC Luzern war bemüht, das Spiel mit flachen Bällen aufzubauen und so das Mittelfeld des FC Lugano zu überspielen. Der FC Lugano stand sehr kompakt und tief, deshalb wich der FC Luzern oft auf die Flügelzonen aus. Nahezu jede Chance wurde über die Flügel kreiert, insbesondere Schürpf und Kakabadze schlugen gefährliche Flanken. Der FC Luzern versuchte, den Strafraum zu füllen, was ihnen zum Teil gelang. Mit Schürpf (1.90m), Demhasaj (1.91m) und Eleke (1.90m) ist die Offensive des FC Luzern mit gross gewachsenen Angreifern bestückt.

Auffällig agierte der junge Senegalese Ndiaye, er konnte durch flinke Antritte und grosse Laufbereitschaft überzeugen. Ndiaye und Demhasaj wechselten ausserdem immer wieder die Positionen, der ZOM Ndiaye wurde zum RM und umgekehrt.

 

Spiel gegen den Ball des FC Luzern

Häberli liess die Tessiner tief in deren Hälfte angreifen. Das Angriffspressing des FC Luzern war deutlich zu erkennen. Spätestens 20 Meter vor der Mittellinie wurden die Luganesi unter Druck gesetzt, was sie zu langen Bällen zwang. Betrieb der FC Luzern das Angriffspressing bereits auf Höhe Strafraum, gab es jedoch ein Problem. Die Verteidigung des FC Luzern rückte nicht genug weit auf und es entstand ein Loch zwischen dem zentralen Mittelfeld und der Verteidigung. Dieses Fehlverhalten der Luzerner Verteidigung ermöglichte Lugano, den zweiten Ball nach einem Befreiungsschlag zu erobern. Dann hatten sie freien Zugang auf die 4er-Abwehrkette der Luzerner.

 

Zwischen den beiden nachfolgenden Spielszenen liegen nur vier Sekunden. Im ersten Bild ist das hohe Angriffspressing des FC Luzern zu sehen, im zweiten das dadurch entstandene Loch zwischen dem ZM und der Abwehr des FC Luzern.

Das defensive Umschaltspiel des FC Luzern

Das defensive Umschaltspiel des FC Luzern hatte ebenfalls zwei Gesichter. Zum einen klappte das betriebene Gegenpressing nach eigenem Ballverlust einige Male. Dem Ausgleichstreffer ging ein solches Gegenpressing voraus. Drei mal eroberte man den Ball von einem Luganesi, ehe Margiotta einnetzen konnte (https://www.youtube.com/watch?v=79oUs3DDAIY). Zum anderen konnte Lugano das Gegenpressing aber mehrmals überspielen und gefährliche Angriffe starten. Die beiden ZM Voca und Schulz schalteten oft zu langsam um und liessen die Verteidiger im Stich. Die Absicherung durch einen zentralen Mittelfeldspieler funktionierte während dem Gegenpressing nicht durchgehend. Gerade gegen den FC Lugano ist das fatal, da Fabio Celestinis Spiel auf genau solche Momente ausgelegt ist.

 

Das offensive Umschaltspiel des FC Luzern

Kontern gestaltete sich für den FC Luzern schwierig, da Lugano sehr tief in der eigenen Platzhälfte stand. Mit Ndiaye würde der FC Luzern aber einen schnellen Angreifer im Kader haben, der für ein schnelles offensives Umschaltspiel alle Voraussetzungen mit sich bringt.

 

Möglichkeiten für den FC Basel

Interessant wird sein, ob Häberli Schulz als ZM oder ZOM einsetzt. Die defensivere Variante wäre, Schulz als ZOM zu bringen; die offensivere, Schulz als ZM starten zu lassen. Mit Schulz als ZM und vier Angreifer vor ihm, hätte der FC Basel ein Übergewicht im zentralen Mittelfeld. Xhaka, Frei und Zuffi könnten Voca und Schulz dominieren. Der FC Basel muss sicherlich auf das Flügelspiel der Luzerner Acht geben, insbesondere die scharfen Hereingaben von Schürpf bedeuten oftmals Gefahr. Die erwähnten grossgewachsenen Stürmer als Flankenabnehmer müssen eng markiert werden.

Das offensive Umschaltspiel des FC Basel könnte ein Schlüssel zum Erfolg sein, da die beiden ZM der Luzerner nicht die schnellsten sind, wenn es ums defensive Umschalten geht. Umgekehrt muss der FC Basel bei seinem defensiven Umschaltspiel auf den temporeichen Ndiaye aufpassen. Dieser hat mit seiner Geschwindigkeit die Fähigkeit, eine ganze Abwehr zu überlaufen.

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